In welche Richtung kann sich der Tourismus in Schierke entwickeln? Diese Frage ging die Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen mit ihrer Veranstaltung „Zukunft Schierke: Wohin geht die Reise?“ vor Ort am 15. Juni 2018 nach.
„Wir als grüne Landtagsfraktion halten es für unumgänglich, Angebote auszubauen, die das ganze Jahr genutzt werden können. Denn in den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Schneetage um 18 Prozent reduziert. Die Menschen in Schierke profitieren vom Tourismus. Wenn Natur und Nachhaltigkeit konsequent in den Mittelpunkt gestellt werden, werden Touristinnen und Touristen mehr Geld in Schierke ausgeben und damit die Wirtschaft dauerhaft dort stärken“ sagt Cornelia Lüddemann, Vorsitzende der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Ziel der Veranstaltungen war, unterschiedliche Positionen miteinander ins Gespräch zu bringen. „Das Ziel haben wir erreicht. Es gab eine lebhafte Diskussion, die vielseitig war.“ freut sich Lüddemann. „Unsere Veranstaltung ist ein Anfang, trotz konträrer Positionen. Die Stadt hat die Seilbahn verteidigt, es mehren sich aber Stimmen, die ein Gesamtkonzept fordern und fragen: Was kostet uns das? Stellen wir uns so auf, das Schierke auch in zehn Jahren noch interessant ist? Eine Seilbahn allein wird die Probleme von Schierke nicht lösen. Wir müssen die vielfältigen vorhandenen Angebote stärken, mit neuen verbinden und den Harz im Gesamten vermarkten. Die wunderbare Einmaligkeit muss unterstützt und nicht zerstört werden,“ so Lüddemann weiter.
An der Diskussion nahmen neben Oberbürgermeister Gaffert und weiteren Vertretern der Stadt Wernigerode und der Umweltministerin Claudia Dalbert auch die Bürgerinitiative „Pro Winterberg – gemeinsam für Schierke“, Einwohnerinnen und Einwohner, Besucherinnen und Besucher von Schierke sowie Vertreterinnen und Vertreter von Umweltverbänden teil.
Lüddemann machte deutlich: „Wir sind nicht per se gegen eine Seilbahn. Die Zerstörung unwiederbringlicher Lebensraumtypen wie Moorwälder ist allerdings nicht verhandelbar. Diese haben eine große Bedeutung für die Artenvielfalt.“
Die Diskussion wurde von zwei Tourismus-Experten unterstützt. „Wer jetzt auf nachhaltigem Tourismus setzt, ist Vorreiter. Wer das erst in zehn Jahren macht, ist Mainstream“, sagte Martin Baláš, der als freier Berater in diversen Projekten für nachhaltiges Tourismusmanagement tätig ist. Prof. Stefan Forster von der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) warb eindrücklich darum, sich nicht im Klein-Klein zu verlieren, sondern schnell grundsätzliche Linien gemeinsam zu erarbeiten und die Fehler anderer Regionen nicht zu wiederholen. „Die Menschen suchen nach Regionalität, Ursprünglichkeit und Entschleunigung. Qualifizieren Sie, was Sie hier haben“, appellierte Forster. Zahlreiche Beispiele wurden präsentiert, die helfen, neue Denkräume zu eröffnen.
„Wir müssen im Gespräch bleiben. Alle eint das Interesse an der touristischen Entwicklung von Schierke. Die Sehnsucht der Menschen, in Zeiten der Globalisierung Einzigartigkeit zu finden, kann hier in Schierke befriedigt werden“, ist sich Wolfgang Aldag, umweltpolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion sicher. „Wir müssen im Interesse der einmaligen Natur im Harz und der Menschen hier eine gemeinsame Zielvorstellung entwickeln, die aber auch den gesamten Ressourcenverbrauch in den Blick nimmt.“
Die zwei Experten haben einige Beispiele von gelungenem nachhaltigem Tourismus gezeigt. Für Lüddemann hat sich damit bereits ein konkretes Ziel für Schierke entwickelt. „Wir wünschen uns, dass Schierke an seinen kulturellen und regionalen Stärken arbeitet, so dass am Ende sogar eine erfolgreiche Teilnahme am Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusregion stehen könnte.“